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#72 Horror in Alaska: Annemarie, Nixzmary, Isabella und die Frage nach dem Warum

Shownotes

Whittier in Alaska ist vielleicht einer der eigenartigsten Orte der Welt: Fast alle Einwohner des Örtchens leben im selben Haus. Dennoch geschieht hier von Zeit zu Zeit ein Mord - und der an der kleinen Annemarie Nimmo war vermutlich der grausamste. Wir erzählen euch ihre Geschichte und die zweier weiterer Mädchen. Dabei gehen wir der Frage auf den Grund, wie es so weit kommen konnte.

TRIGGERWARNUNG: Gewalt gegen Kinder

Ergänzende Infos zum Fall auf www.instagram.com/mordhochzwei.truecrimepodcast

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Infos zu unseren Kooperationspartnern, aktuelle Links und Rabatte:

https://linktr.ee/mordhochzweipodcast

Zeitstempel:

00:00:00: Update Maria Kovalchuk 00:02:15: Beginn reguläre Folge

Credit: MORD HOCH ZWEI Ein Podcast von Nadine d’Arachart und Sarah Wedler Hosts, Redaktion, Produktion und Schnitt: Nadine d’Arachart, Sarah Wedler / d’Arachart Wedler GBR Kontakt: ⁠⁠kontakt@darachartwedler.de⁠⁠

Shownotes:

Quellen (Auswahl):

Bildlizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/deed.de https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de

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Transkript anzeigen

00:00:26: Hallo zusammen und willkommen zu Mordhochzwei, unserem Podcast, in dem es um wahre Mord- und Vermisstenfälle geht.

00:00:33: Ich bin Nadine Darashaa

00:00:34: und mein Name ist Sarah Wedler.

00:00:36: Die Fälle, die wir besprechen, sind weder auf ein Land festgelegt, noch unterscheiden wir zwischen geklärt, ungeklärt, bekannt oder unbekannt.

00:00:44: Wenn ihr später bei das Verbrechen diskutiert oder es kommentiert, dann bitten wir euch um einen respektvollen Umgang mit allen Beteiligten.

00:00:51: Hinweise zu möglichen Trigern findet ihr, falls vorhanden, in der Folgenbeschreibung.

00:01:01: Bevor wir mit der heutigen Folge beginnen, noch ein kurzes Update zu Folge sixty-seven über Maria Kowalschuk.

00:01:08: Und zwar ist es jetzt so, dass sich der von Maria beschuldigte junge Russe, über den wir auch in der Folge sprechen, zu Wort gemeldet hat und die Ereignisse ein bisschen anders schildert als Maria.

00:01:18: Und das wollen wir euch hier jetzt natürlich nicht vorenthalten.

00:01:22: Er erklärt, dass Maria gar nicht die ganze Zeit mit im Hotelzimmer war und an der Party teilgenommen hätte.

00:01:27: Laut seiner Aussage habe sie das Hotel um einundzwanzig Uhr fünfzehnt verlassen.

00:01:32: Was sie dann gemacht hat, ist nicht bekannt.

00:01:35: Der junge Mann sagt jedoch, dass niemand außer ihr das Hotelzimmer während der Party verlassen hätte.

00:01:41: Fünf Stunden später hatte Maria entgegen der Warnungen der Sicherheitskräfte die besagte Baustelle, über die wir auch schon in der Folge sprechen betreten.

00:01:49: Laut Zeugen und Überwachungsaufnahmen soll sie dann ohne äußere Einwirkungen gestürzt sein.

00:01:54: Der junge Russe sagt außerdem, dass Maria in einem emotional instabilen Zustand gewesen sein soll.

00:02:00: Ja, und das ist so das Neuste, was es von Marias Fall gibt.

00:02:03: Wir wollen die Aussage von dem jungen Russen jetzt auch gar nicht weiter bewerten oder diskutieren, aber ihr könnt uns ja gerne sagen, wenn ihr Folge sieben und sechzig schon gehört habt, was ihr von seiner Aussage haltet und was ihr glaubt, was wirklich in diesem Hotel passiert ist.

00:02:16: Und an dieser Stelle jetzt auch noch unser letzter True Crime-Tipp für unseren Support September.

00:02:21: Und zwar war es die liebe Sarah von Crime Watch with Sarah, die uns darauf aufmerksam gemacht hat, dass es diese Aussage des jungen Russen gibt.

00:02:29: Wir hatten vorproduziert und waren zu der Zeit schon im Urlaub und deswegen waren wir ganz froh über Sarahs Nachricht.

00:02:34: Und in diesem Zusammenhang möchten wir euch auch Sarahs Kanal auf TikTok ans Herz legen.

00:02:39: Ich freue mich sehr, Teil eures Podcasts sein zu

00:02:42: dürfen, da ich im Privat

00:02:44: auch super

00:02:44: gern höre.

00:02:45: Ich berichte auf meinem TikTok-Kanal

00:02:48: Crime Watch with Sarah

00:02:49: über aktuelle True Crime Fälle aus

00:02:51: aller Welt

00:02:52: und deren Hintergründer sowie über aktuelle

00:02:55: Crime News.

00:02:56: Seit etwa einem Jahr bin ich dort aktiv und konnte bereits vierzig Tausend Follower für mich gewinnen.

00:03:02: Und ich freue mich wirklich über jeden Einzelnen.

00:03:05: Neben meinen

00:03:05: Videos schreibe ich True Crime Bücher im Selbstverlag.

00:03:09: Diese sind auf Amazon erhältlich.

00:03:11: Von Serienmördern bis hin zu Chris Watts ist da schon einiges zusammengekommen.

00:03:16: Und jetzt wünsche ich euch ein spannendes Hörerlebnis mit Sarah und Nadine.

00:03:22: Also ihr Lieben, schaut doch auch mal bei Sarah rein und guckt euch ihren True Crime Content an.

00:03:26: Jetzt beginnen wir aber mit unserer regulären Folge, in der es heute um Gewalt an Kinder geht.

00:03:31: Und ich muss einmal vorab was zu dem Fall sagen.

00:03:33: Und zwar gibt es dafür nicht allzu viele Artikel und Berichte, also auch nicht allzu viele Details.

00:03:39: Ein paar Dinge werden in den Berichten auch komplett ausgelassen.

00:03:42: Dass hier aber um einen Fall an einem Kind geht, finde ich das auch gar nicht so schlimm, dass man nicht alles in allen Einzelheiten erfährt.

00:03:48: Und es soll in dieser Folge auch nicht nur um diesen Fall an sich gehen, sondern um ein Phänomen, sage ich jetzt mal, also etwas, das bei Straftaten gegen Kinder häufiger vorkommt.

00:03:56: Und vor allen Dingen das und wie es dazu kommt, werden wir in dieser Folge beleuchten.

00:04:03: Heute nehmen wir euch mit auf eine Reise in eine Gegend, in der wir mit dem Podcast zuvor noch nie gewesen sind.

00:04:09: Nämlich nach Alaska.

00:04:11: Das Land, wo die Erde den Himmel zu berühren scheint.

00:04:15: Wo die Stille so tief ist, dass man glaubt, den Herzschlag der Natur hören zu können.

00:04:20: Oft ist die Landschaft hier mit Schnee bedeckt.

00:04:23: Manchmal ziehen mächtige Gletscher langsam teilweise.

00:04:27: Berge erheben sich schroff in den Himmel.

00:04:30: An ihrem Fuß stehen Nadelwälder, endlos weit und grün.

00:04:34: In mitten dieser wilden und ungezähmten Landschaft öffnet sich eine ruhige Bucht, in der ein Schutz ein kleiner Hafen liegt.

00:04:42: Der Ort nennt sich Whittier.

00:04:44: Whittier liegt etwa sechzig Malen südöstlich von Anchorage am Kopf des Passage Canal, einem Fjord des Prinz William Sound, im US-Bundestadt Alaska.

00:04:54: Umgeben von den Chugage Mountains ist die Stadt nur über den Enden Anderson Memorial Tunnel erreichbar.

00:05:01: Ein vier Kilometer langen Tunnel, der sowohl für Autos als auch für Züge genutzt wird.

00:05:07: Also ganz schön abgelegen.

00:05:10: In Whittier treffen die Eisblauen Fjorde auf rauere Berghänge.

00:05:14: Wellen schlagen gegen die Holzstege, während Nebelschwaden über das Land hinwegziehen.

00:05:20: Doch so klein der Hafen auch sein mag.

00:05:23: Er ist auch Anlaufpunkt für Kreuzfahrtschiffe.

00:05:25: Schiffe die im Sommer jede Menge Besucher in dieser abgeschiedene Ecke Alaskas schwimmen.

00:05:32: Wenn so ein Schiff im Hafen hält, überragt es die meisten Gebäude der Kleinbucht.

00:05:37: Touristen übervölkern dann den Ort, der sonst nur knapp twohundert, zweihundsiebzig Einwohner hat.

00:05:44: Das ist der Stand zweitausendzwanzig.

00:05:47: Sie ziehen von hier aus los zu Wildlifetouren oder um Gletscher zu besichtigen.

00:05:52: Sie möchten Tiere beobachten oder in den wenigen Cafés am Hafen verweilen.

00:05:57: Doch das Highlight ist trotz der atemberaubenden Natur ein Gebäude in der Stadt.

00:06:03: Die sogenannten Baggish Towers beziehungsweise das Baggish Towers Condominium.

00:06:09: Dies ist ein vierzehnstöckiges Gebäude, das ursprünglich in den Fünfziger Jahren als Militärunterkunft erbaut wurde.

00:06:17: Heute allerdings dient es als Zuhause für nahezu die gesamte Bevölkerung des Ortes.

00:06:23: Das heißt, fast alle twohundert-zweiundseipzig Einwohner wohnen in diesem Gebäude.

00:06:29: Sie wohnen also alle unter einem Dach.

00:06:31: Das hat der Stadt auch den Namen Town Under One Roof eingebracht.

00:06:36: Also Stadt unter einem Dach.

00:06:38: Wie ein stiller Riese steht der Wohnturm zwischen den Bergen.

00:06:42: Seine Fassade wirkt trotz der bunten Farbe fast trostlos, zumindest wenn keine Sonne scheint.

00:06:48: Doch das Haus ist auch das Herz der Stadt.

00:06:51: Hierin befinden sich nicht nur Wohnungen für fast jeden Einwohner des Ortes, sondern auch ein Lebensmittelgeschäft, eine Post, eine kleine Kirche, ein Gesundheitszentrum, eine Polizeistation und weitere Einrichtungen, die den Menschen das Leben in dieser abgeschädenen Ecke Alaska erleichtern sollen.

00:07:09: Das Gebäude ist durch einen unterirdischen Tunnel mit der Schule des Ortes verbunden, sodass Schulkinder auch bei schlimmen Schneestürmen zur Schule gehen können.

00:07:18: Ja, und ich muss jetzt zugeben, dass es dieser Ort war, der mich auch auf unseren heutigen Fall gebracht hat.

00:07:25: Denn ich finde, Whittier ist einfach irgendwie so strange, aber auch irgendwie so ein bisschen mystisch, muss ich sagen.

00:07:30: Und wenn man sich die Bilder anguckt, auch ein kleines bisschen unheimlich.

00:07:34: Weil ich finde die Landschaft wirkt da total unwirklich, vor allem wenn da der Schnee liegt und diese hohen Berge darauf ragen.

00:07:41: Gleichzeitig stelle ich mir das aber auch irgendwie ziemlich gemütlich vor, zumindest mal so auf Zeit.

00:07:46: Und ich... Hab mir das so vorgestellt oder kann mir das so vorstellen, dass es in dieser Stadt ein besonders großen Zusammenhalt unter den Bewohnern gibt, weil alle irgendwie in einem Haus wohnen.

00:07:56: Und ich hatte so die Vorstellung, dass die Leute da wahrscheinlich besonders gut aufeinander achten und dass es da vielleicht ganz besonders sicher ist, dass alle also irgendwie so eine große Familie sind.

00:08:07: Aber bevor wir jetzt darauf eingehen, ob ich damit recht habe, habe ich hier mal für dich, Sarah, ein paar Bilder von diesem besonderen Gebäude und von dieser ganzen Umgebung.

00:08:15: Und ich habe ja schon gerade so eine kurze Beschreibung abgegeben.

00:08:18: Also, Sarah, sag mir doch vor allen Dingen mal, was so dein Gefühl ist, wenn du diesen Gebäude komplex siehst.

00:08:24: Ich finde das schrecklich.

00:08:25: Ich finde das wirklich einfach nur schlimm.

00:08:26: Das ist einer der unangenehmsten Orte, die ich hier in meinem Leben gesehen habe, würde ich sagen.

00:08:30: Okay.

00:08:31: Es geht schon damit los, dass das Gebäude irgendwie fies aussieht.

00:08:35: Das sieht aus wie so ein Krankenhaus, aber kein gutes.

00:08:37: Also das fällt mir dazu so spontan ein.

00:08:39: Krankenhaus aus einem Horrorfilm.

00:08:41: Ja, aus einem Horrorfilm jetzt auch nicht, aber vielleicht so ein Krankenhaus, wo einem auch nicht wirklich geholfen wird.

00:08:45: Also wie so ein schlechtes Krankenhaus sieht das aus.

00:08:47: Das liegt vielleicht auch an dem ganzen... Zeug, was da im Vordergrund umsteht, da stehen irgendwelche Boote, Autos, aber das sieht alles irgendwie so zusammengewürfelt aus.

00:08:55: Ja, da

00:08:56: ist ein Parkplatz, also die Leute haben halt auch Autos und die stellen ihre Autostyle ab oder halt ihre Boote, weil das da ja sehr, sehr abgelegen ist, haben halt auch viele Menschen dort Boote.

00:09:05: Ja, okay, das macht schon Sinn, aber irgendwie sieht das nicht aus wie ein Parkplatz.

00:09:07: Vielleicht wird es so ungeordnet aussieht und weil da auch noch irgendwelche kleineren Gebäude und Container, wie ich das...

00:09:13: zu erkennen.

00:09:14: Ja und dann im Hintergrund diese hohen Berge, also eigentlich mag ich ja Berge, aber die wirken irgendwie einfach nur bedrückend.

00:09:21: Ja genau bedrückend, ich finde die ganze Atmosphäre da ist so.

00:09:23: Ich

00:09:23: habe noch ein zweites Bild.

00:09:25: Da scheint jetzt die Sonne, findest du das ein bisschen schöner?

00:09:28: Ehrlich gesagt nicht.

00:09:29: Also hier scheint ja nicht nur die Sonne, sondern wir sehen auch das Meer.

00:09:32: Und das sieht ja eigentlich immer schön aus.

00:09:33: Aber naja, es wirkt für mich wirklich einfach nur wie so ein bedrückender Ort am Ende der Welt, wo man echt nicht wohnen möchte.

00:09:38: Also findest du nicht, dass das Gebäude so das Highlight ist?

00:09:41: Findest du denn, dass es irgendwie so aussieht, als würden da viele Straftaten oder so von Statten gehen?

00:09:47: Oder teilst du eher meine Meinung, dass du denkst, okay, viele Leute unter einem Dach und die passen wahrscheinlich alle aufeinander auf.

00:09:53: Große Familien mit über zwehundert Mitgliedern.

00:09:55: Ich würde

00:09:56: auch eher Letzteres denken.

00:09:57: Also vielen Gebäuden, denen viele Straftaten.

00:09:59: Vorsicht, gehen sie das für mich nicht aus.

00:10:01: Ja, und genau wie Menschen kann man ja Gebäuden oder Orten nur vor den Kopf gucken.

00:10:05: Okay, das ist ein bisschen schief.

00:10:06: Aber ihr wisst, was ich meine.

00:10:08: Und ich hab mich dann damit mal ein bisschen genauer beschäftigt.

00:10:11: Ich war neugierig und hab gedacht, naja, gut.

00:10:13: Ich schau jetzt mal, ob ich jetzt recht damit habe, ob das jetzt wirklich ein besonders sicherer Ort ist, wo jeder so auf jeden aufpasst.

00:10:20: Und dann hab ich die Kriminalstatistik von Witte gegoogelt.

00:10:24: Und da ... habe ich dann herausgefunden, dass die Kriminalstatistik im Vergleich zu anderen US-Städten erhöht ist.

00:10:32: Die Gesamtkriminalitätsrate liegt nämlich bei ... Und ich habe mir dann so gedacht, das kann doch irgendwie nicht sein.

00:10:43: und dann ist mir aber auch der Fehler aufgefallen, das liegt natürlich an der niedrigen Einwohnerzahl.

00:10:49: Das heißt, ein Watt beispielsweise fällt ja schon richtig doll ins Gewicht, weil es gibt da ja auch gar keine tausend Einwohner.

00:10:56: Gut, und dann habe ich das Ganze nochmal umgerechnet, also auf die Einwohnerzahl.

00:11:01: Und da kam dann was ganz anderes heraus, nämlich, dass es generell ungefähr zwölf Straftaten pro Jahr gibt, und das erscheint mir schon deutlich realistischer.

00:11:11: Und unter diese Straftaten fällt alles Mögliche.

00:11:15: Bei Gewaltdelikten sieht es nochmal deutlich niedriger aus, nämlich da gibt es ungefähr eine Tat im Jahr und das ist natürlich alles gerundet.

00:11:24: Und dabei kam heraus, dass die Mordrate praktisch gegen Null geht.

00:11:27: Also man kann sagen, dass statistisch gesehen ungefähr alle zwanzig oder alle fünfundzwanzig Jahre ein Mord in diesem Ort passiert.

00:11:35: Aber trotzdem habe ich einen gefunden, und zwar einen Fall, der sogar ziemlich hart ist.

00:11:41: Wenn ihr also Morde an Kindern nicht gut hören könnt, dann skipt am besten diese komplette Folge, denn sowas wird immer mal wieder Thema werden.

00:11:50: Ich muss dabei sagen, dass wir nicht sonderlich ins Detail gehen, was die Gewalt angeht.

00:11:54: Das halte ich jetzt auch nicht unbedingt für nötig, aber wir beleuchten natürlich trotzdem so viele Details wie nötig, um den Fall eben richtig darstellen zu können.

00:12:03: Trotzdem seid ihr ja jetzt an dieser Stelle gewarnt und könnt jetzt selber entscheiden.

00:12:10: Wir schreiben den vierundzwanzigsten Juni, zwei-tausend-sieben.

00:12:14: Wir befinden uns in der Wittier Health Clinic.

00:12:17: Die Tür der Klinik öffnet sich und schon Tila Gray am Alt herein.

00:12:21: Die Dreiundzwanzigjährige trägt ein kleines Mädchen auf dem Arm.

00:12:25: Die junge Mutter erweckt aufgelöst, verzweifelt und panisch.

00:12:29: Das kleine Mädchen, das fast leblos in ihren Armen hängt, ist ihre Tochter.

00:12:34: Sie heißt Ann-Marie Nimmo und ist erst zwei Jahre alt.

00:12:38: Ihr Gesicht zeigt sichtbare Verletzungen.

00:12:41: Blaue und rote Flecken sind darauf deutlich erkennbar.

00:12:45: Die Klinikmitarbeiter stellen sofort fest, dass es sich um einen medizinischen Notfall handelt und dass eine sofortige Versorgung der Kleinen erforderlich ist.

00:12:54: Chantila beginnt zu erklären, dass das Kind schwer verletzt wurde, während es allein mit Shaka Levshakov dem Lebensgefährten der Mutter in der Wohnung war.

00:13:03: Die Mitarbeiter reagieren sofort und rufen die Notfallversorgung, während Ann-Marie vorsichtig auf eine Liege platziert wird.

00:13:09: Doch alle Bemühungen, jeder Versuch, die Kleine zu retten, sind vergebens.

00:13:16: Ann-Marie stirbt noch in der Klinik.

00:13:18: Doch was ist der Kleinen überhaupt zugestoßen?

00:13:21: Um das herauszufinden, müssen wir ein bisschen in der Zeit reisen, und zwar um ein paar Stunden zurück, zum Morgen des entsprechenden Tages.

00:13:31: Wir haben jetzt also den Morgen des vierundzwanzigsten Juni.

00:13:36: Wir befinden uns in Wirtia in Alaska, und zwar in dem Hochhaus, von dem wir gerade schon gesprochen haben.

00:13:41: Hier lebt die kleine Ann-Marie Nimmo gemeinsam mit ihrer Mutter Chantila.

00:13:46: Auch der Lebensgefährte der Mutter wohnt mit den beiden in der Wohnung.

00:13:49: Sein Name ist Shaka Levshakov und er ist siebenundzwanzig Jahre alt.

00:13:54: Die ersten Minuten des Tages beginnen harmlos.

00:13:58: Nachdem die Familie aufgestanden ist, macht sich Chantilla für die Arbeit fertig.

00:14:02: Doch der Abend zuvor war ausgelassen, und die dreinzwanzigjährige hat ein bisschen zu viel gefeiert.

00:14:08: Später gibt sie selbst zu, dass sie zu diesem Zeitpunkt einen Kater hatte, und dass sie deswegen ziemlich überreizt war, dass ihre Nerven blank lagen.

00:14:16: Wahrscheinlich hatte sie auch Kopfschmerzen, und ihr war übel.

00:14:19: Sie hätte an diesem Morgen einfach nur ein bisschen Ruhe gebraucht, doch Ruhe und ein zweijähriges kleines Mädchen lassen sich nur schwer miteinander vereinbaren.

00:14:28: Während Chantilla sich fertig macht, kommt Ann-Marie immer wieder zu ihr, so schildert es die junge Mutter später.

00:14:34: Das kleine Mädchen sehnt sich nach Aufmerksamkeit, nach Liebe und möchte einfach ein bisschen Zuwendung.

00:14:40: Sie versteht nicht, was es bedeutet, ein Kater zu haben.

00:14:43: Die kleine möchte ihrer Mama zeigen, wie lieb sie sie hat.

00:14:47: Immer wieder umarmt sie sie, fordert ein paar Küsschen ein oder gibt ihrer Mama selber welche.

00:14:54: Und hier kommt jetzt eine Aussage, die ich in diesem Zusammenhang einfach nur total herzlos finde.

00:14:59: Hart, grausam, ich weiß gar nicht wie ich das nennen soll.

00:15:02: Denn Chantila soll in diesem Zusammenhang gesagt haben, Also sie hat gesagt, dass sie frustriert war über das Kind, weil es ständig im Weg stand, während es versuchte, Umarmungen und Küste zu bekommen.

00:15:22: Ja, wirklich schrecklich.

00:15:25: Und ich könnte, glaube ich, in dieser Stelle überhaupt nicht das Kind zu ignorieren.

00:15:30: Wenn das jetzt meine eigene kleine Tochter wäre, die da vor mir stehen würde, die einfach von mir gedrückt werden möchte und einfach ein bisschen Liebe bekommen will, dann könnte ich in diesem Moment wahrscheinlich gar nicht so abweisend sein.

00:15:40: Das heißt, wenn ich jetzt noch so müde bin oder noch so genervt bin oder so.

00:15:45: Also, ich verstehe natürlich, dass es jetzt nicht so einfach ist, vielleicht als dreinzwanzigjährige mit einer zweijährigen Tochter.

00:15:52: Auch wenn man gerade verkartet ist, müsste man ja nicht sein.

00:15:55: Wenn man auch ein bisschen Stress hat, vielleicht unter Zeitdruck steht.

00:15:58: Klar, sie musste arbeiten und so.

00:16:01: Und wenn Anne-Mary jetzt nur hätte spielen wollen oder so oder einfach irgendwie ihren Willen hätte durchsetzen wollen, dann hätte ich das verstanden.

00:16:09: Okay, hätte ich gesagt, ja gut, schon Tilda ist jetzt einfach ein bisschen genervt, aber das Kind wollte nur gedrückt werden.

00:16:15: Das verstehe ich wirklich einfach nicht.

00:16:17: Und noch viel weniger verstehe ich, wie die Mutter im Folgenden auf die Kleine reagiert hat.

00:16:23: Nicht nur, dass sie immer wieder mit dem Kind kollidierte und dieses darauf entstürzt, Sie schildert auch, dass sie die kleine einmal mit dem Ellbogen erwischt hat.

00:16:32: Und für mich klingt das, ehrlich gesagt, nach Absicht.

00:16:36: Weil wenn man sich jetzt mal überlegt, wie groß so eine zweijährige ist und wie groß eine dreienzwanzigjährige normalerweise ist, um so ein kleines Kind mit dem Ellbogen zu erwischen, muss man ja wahrscheinlich schon irgendwie das gezielt machen oder in die Hocke gehen oder irgendwas.

00:16:50: Also ich stelle mir das jetzt als Unfall, als wir sehen, sehr, sehr schwierig vor.

00:16:56: Ja, und deswegen bin ich an dieser Stelle von der Recherche auch schon so ein bisschen misstrauisch geworden, was denn da jetzt so vonstatten gegangen sein soll.

00:17:03: Es ist jetzt auf jeden Fall so, dass die zweijährige Ann-Marie stürzt, also wieder stürzt.

00:17:10: Und diesmal stößte sich den Kopf an der Armlehne der Couch.

00:17:14: Da dieses Kopfstoßen ziemlich heftig gewesen sein muss, gehe ich davon aus, dass sie nicht einfach so polstermöbel dastehen hatten, sondern möglicherweise ein etwas, ja ich sag jetzt mal, altmodischeres Sofa.

00:17:26: Also es gibt ja manche Sofa, die kenne ich zumindest nur so von früher, die so ein Holz gestellt haben, wo die Armlehnen aus Holz sind oder aus Holz und dann so ein bisschen mit so einem Holz da oben drauf.

00:17:37: Und ich gehe jetzt einfach irgendwie davon aus, dass das so ein Sofa gewesen sein muss, weil an so einer gepolzerten Lene stößt man sich ja sonst nicht so doll.

00:17:45: Natürlich fängt die kleine Anne-Marie darauf hinan, fürchterlich zu weinen.

00:17:50: Und jetzt bekommt sie endlich auch die Umarmung, die sie sich so sehr gewünscht hat.

00:17:55: Chantilla kniet sich zu ihrer Tochter und nimmt sie in den Arm, um die Kleine zu trösten.

00:18:01: Als es wein aufhört, fragt die junge Mutter ihr Kind, ob alles in Ordnung sei.

00:18:06: Die Kleine sagt daraufhin, dass es ihr gut geht bzw.

00:18:09: geht zu verstehen, dass es ihr gut geht.

00:18:12: Chantilla ist daraufhin beruhigt und fährt zur Arbeit.

00:18:16: Die kleine Ann-Marie bleibt wie so oft mit Chantillas neuen Partner allein zu Hause.

00:18:20: Die Mutter erzählt später, dass sie sich keine Sorgen gemacht hat.

00:18:24: Da sie gedacht hat, ihr Kind würde es gut gehen.

00:18:26: Bis zu dem Zeitpunkt, als ihr Telefon schrillt.

00:18:30: Am anderen Ende der Leitung ist Chaka.

00:18:33: Er teilt ihr mit, dass es der kleinen Ann-Marie nicht gut geht.

00:18:37: In einigen Berichten ist sogar davon die Rede, dass er gesagt hat, dass das Mädchen nicht mehr atmen würde.

00:18:43: Was daraufhin passiert, lässt sich nur erahnen.

00:18:47: Vermutlich fährt schon Tila auf direkten Weg nach Hause zurück.

00:18:50: Wo sie arbeitet, ist allerdings unklar.

00:18:53: Möglicherweise arbeitet sie ja sogar in einer der Institutionen im Baggage-Tower.

00:18:57: Das wissen wir allerdings nicht.

00:18:59: Das nächste, was wir sicher wissen, ist die Szene, die wir schon geschildert haben.

00:19:03: Der Moment, als die kleine Anne-Marie ins Krankenhaus kommt und dort verstirbt.

00:19:08: Doch diese Begebenheiten werden anfangs auch nicht himatisiert.

00:19:12: Zuerst heißt es nur, Shaka wäre mit Ann-Marie allein gewesen.

00:19:16: Nach dem Tod der kleinen Ann-Marie führen die Alaska State Troopers nun eine umfassende Untersuchung durch.

00:19:23: Sie wollen herausfinden, was an diesem verhängnisvollen Juni-Tag wirklich passiert ist.

00:19:28: Dabei liegt der Fokus zunächst auf Shaka Levshakov, dem Freund der Mutter, der sich während des Vorfalls mit dem Kind allein in der Wohnung aufgehalten haben soll.

00:19:35: Die genauen Details der Ermittlungen in diesem Zeitraum sind jedoch nicht öffentlich dokumentiert.

00:19:42: Es sieht allerdings so aus, als würde sich die Schlinge um Schakas Hals langsam zuziehen.

00:19:46: Doch dann, in dem Jahr zwei Tausend neun, gibt es auf einmal eine Wendung, als Chantilla Graham in einer schriftlichen Erklärung und in Interviews, hier ist teilweise von einem Interview mit den Daily News bereits im Jahr zwei Tausend acht die Rede, Schakka entlastet.

00:20:00: Chantilla erklärt, sie habe ihre Tochter unbeabsichtigt getötet und Schakka sei unschuldig.

00:20:07: An dieser Stelle schildert sie die Geschehnisse, wie wir sie bereits gehört haben.

00:20:11: Das Fazit, der Tod der kleinen Seien Unfall und Chaka haben nichts damit zu tun.

00:20:17: Diese Aussage führt jetzt natürlich zu weiteren Ermittlungen und einer neuen Bewertung des Fals.

00:20:22: Doch dann gibt es eine erneute Wendung.

00:20:25: Und hier kommen wir jetzt zu der Sache, die wir am Anfang schon angekündigt haben, zu diesem Phänomen, sage ich jetzt mal.

00:20:31: Und zwar ist es jetzt so, dass herauskommt, dass Anne-Marie's Mutter für ihren Freund gelogen hat.

00:20:36: Er soll sie diesbezüglich unter Druck gesetzt haben, so wie sie das sagt.

00:20:40: Auf jeden Fall hat sie deswegen die falsche Aussage getätigt und den Morgen so geschildert, wie wir ihn eben gehört haben.

00:20:46: Wir haben daher schon gesagt, dass uns das ein bisschen komisch vorkommt, wie der Morgen vonstatten gegangen sein soll, allein die Sache mit dem Ellbogen und dass sie überhaupt zuherzlos reagiert, ist uns dabei ja schon extrem negativ aufgefallen.

00:20:57: Und jetzt kommt also tatsächlich heraus, so soll der Ablauf des Tages doch nicht gewesen sein.

00:21:02: Und hier kommen wir jetzt auch zu den fehlenden Details, die wir eingangs erwähnt haben.

00:21:06: Es fehlen nämlich Infos darüber, wie der Tattag stattdessen abgelaufen ist und was der Partner von Chantila letztendlich mit der Kleinen genau gemacht hat.

00:21:15: Die Details hierzu sind halt einfach nicht an die Öffentlichkeit gekommen, allerdings kann man sich ja leicht denken, was ungefähr passiert sein muss, wenn man sich anguckt, was für Verletzungen und Blutergüsse die Kleine am ganzen Körper gehabt hat.

00:21:26: Und auch die Tatsache, dass Shaka letztlich wegen Totschlags verurteilt worden ist, sagt eigentlich schon alles.

00:21:33: Er hat sich jedenfalls Jahrzehntausendzehn auch schuldig bekannt, Und auch, dass er Chantila zu einem falschen Geständnis gedrängt hat, hat er zugegeben.

00:21:40: Schacker hat letztlich eine Strafe von zwanzig Jahren bekommen, wo von zehn auf Bewährung ausgesetzt wurden.

00:21:46: Wegen des Drucks, den er auf Chantila ausgeübt haben soll und die damit verbundene Behinderung des Verfahrens, kamen noch mal drei Jahre drauf.

00:21:54: Chantila blieb straffrei.

00:21:56: Und wenn man jetzt einmal nachrechnet, dann wird einem ganz schnell klar, dass Schacker inzwischen wieder auf freiem Fuß ist.

00:22:02: Google man heute seinen Namen, dann kommt man zu einem Facebook-Eintrag des Anchorage Police Departments aus dem Jahr Levshakov ist also ein Absconda from probation slash parole.

00:22:32: Also auf Deutsch?

00:22:34: Wo in aller Welt ist Shaka Levshakov?

00:22:37: Der thirty-jährige Shaka J. Levshakov hat drei offene Haftbefehle.

00:22:41: Die ersten beiden sind Verbrechen und stammen aus einer ursprünglichen Anklage wegen Todstags.

00:22:46: Der dritte Haftbefehl ist ein Vergehen wegen zweifacher Körperverletzung.

00:22:51: Außerdem ist Levshakov ein Flüchtiger aus der Bewährung schrägstrich Entlassung auf Bewährung.

00:22:56: Es scheint also so, dass er nach der Haftstrafe wieder straffällig wurde, noch während er auf Bewährung war.

00:23:02: Janadine, was hast du an dieser Stelle von seinem Strafmaß und davon, dass er schon wieder auf reimen Fuß ist?

00:23:07: Ich finde das immer total schwierig.

00:23:09: Also einfach nur so.

00:23:11: aus menschlicher Sicht finde ich bei Mord oder Totschlag oder was auch immer, wenn man den Menschen einfach auf ganz krasser Art schadet, finde ich persönlich immer jedes Strafmaß viel zu gering, muss ich sagen.

00:23:23: Rein rechtlich mag das alles anders aussehen, aber ich finde in seinem Fall jetzt sieht man ja auch, dass das definitiv zu kurz war.

00:23:29: Weil offenbar hat er ja direkt wieder Mist gebaut, hat gegen seine Bewährungsauflagen verstoßen, ist jetzt irgendwo untergetaucht und stellt da was, was ich, was an.

00:23:38: Also ja, ich finde in seinem Fall sieht man das ganz gut.

00:23:41: Das wäre, glaube ich, besser gewesen, wenn er ein bisschen länger im Gefängnis geblieben wäre.

00:23:45: Ja, das ist auch meine Meinung, als ich meine Typ hat ein Kind umgebracht.

00:23:48: Der gehört von mir aus sowieso für immer weggesperrt.

00:23:50: Ich weiß.

00:23:51: So ist das recht in den meisten Ländern nicht, aber die nach zehn Jahren schon wieder rauszulassen, das geht dann doch gar nicht.

00:23:55: Ja und vor allen Dingen, ich denke immer, es muss doch Anzeichen gegeben haben.

00:24:00: Also Anzeichen, dass er jetzt nicht so gut resozialisiert ist, dass er sobald er die Chance hat und draußen ist, eben aufwärtig an Bewährungsauflagen zu halten und verschwindet.

00:24:11: Das muss doch immer anzeichen.

00:24:12: Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich alle Leute immer so gut verstellen, dass sie dann immer so eine gute Sozialprognose bekommen und dann heißt, ja, geh, geh du nur und dann bauen die aber wieder Mist.

00:24:21: Naja,

00:24:21: ich glaub, das Problem ist oft, wir hören ja nur so, okay, er wurde entlassen auf Bewährung und fragen uns dann warum.

00:24:26: Ich gehe aber mal ganz stark davon aus, dass da ja viele Gespräche stattfinden.

00:24:29: Also, hoffe ich jetzt einfach mal an Anhörung und was weiß ich nicht alles.

00:24:32: Und es gibt ja oft Leute, die solche Straftäder dann begutachten.

00:24:35: Und ich könnte mir vorstellen, dass relativ oft auch die Straftäter ein gewisses... Verhältnis, eine gewisse Beziehung zu diesen Menschen aufbauen und sich den gegenüber dann eben auch anders verhalten.

00:24:45: Also, dass sie sie vielleicht zum Teil sogar manipulieren.

00:24:47: Ich mein, so ein Gutachter sollte sich nicht so leicht manipulieren lassen.

00:24:49: Ich denke aber trotzdem, dass es dazu kommt und die dann eben entsprechenden anderes Bild von diesen Menschen haben als realistisch wäre, weißt du, ich mein?

00:24:56: Ja, kann ja auch sein, dass sie einfach einen Vertrauensverhältnis aufbauen und dass sie die gar nicht unbedingt manipulieren müssen.

00:25:01: Das ist so deren Anker daraus, das ist so deren Bezugsperson.

00:25:04: Zu dieser Person sind sie dann vielleicht auch nett.

00:25:06: Ich mein, man kann ja jetzt auch nicht einfach sagen, also... Uns kommt so eine Tat natürlich einfach nur abgrundtief böse vorn.

00:25:12: Man sagt einfach, ja, dieser Mensch der hat es nicht besser verdient und der ist böse, der hat ein Kind umgebracht und so.

00:25:17: Aber auch so ein Mensch hat ja zwei Seiten und der muss ja einfach nur seine nette Seite zeigen.

00:25:22: Ja, ganz genau, das könnte ich mir nämlich auch vorstellen.

00:25:24: Schon er satt draußen und kann die nächste Straftat begehen.

00:25:27: Aber es soll hier ja heute nicht um Strafmaß oder um den Sinn von Bewährungsstrafen und Rehabilitation gehen, sondern wie schon erwähnt um das Phänomen, wie es sein kann, dass leibliche Mütter die Mörder ihrer Kinder schützen.

00:25:42: Als wir recherchiert haben, haben wir uns natürlich auch über den Fall unterhalten und uns kam es beiden dabei so in den Sinn, dass das ja nicht das erste Mal ist, also dass es häufiger Fälle von Totschlag gibt oder von Gewalt gegen Kinder, die tödlich enden und bei denen die Mütter aber letztendlich zu Mittätern werden oder zumindest die eigentliche Tat vertuschen.

00:26:03: Und wir haben uns dann auch auf die Suche gemacht nach weiteren Fällen und davon gibt es einige.

00:26:08: Und einmal vorweg heute haben wir wirklich irgendwie viele Begriffe und Namen, die richtige Zungenbrecher sind.

00:26:14: Sollten wir da irgendwas falsch aussprechen, dann tut es uns leid.

00:26:18: Ja, aber jetzt zu dem Fall von Nixmary Brown.

00:26:23: Nixmary war ein siebenjähriges Mädchen aus Brooklyn, New York, das am achtzehnten Juli, nineteenhundert, achtundneunzig geboren wurde.

00:26:31: Sie lebte bis zu ihrem Tod am elften Januar, unter Bedingungen, die geprägt waren von Vernachlässigung, körperlicher Misshandlung und Missbrauch.

00:26:42: Bereits vor ihrem Tod gab es Hinweise darauf, dass sie gefährdet war.

00:26:47: Es lagen mindestens zwei Beschwerden bei der Kinder- und Jugendbehörde vor.

00:26:51: Bereits im Jahr, war eine Beschwerde eingereicht worden, die sich dann aber als unbegründet herausstellte, Am ersten Dezember, zwei-tausendfünf, erschien Nicks Mary dann aber mit einem blauen Auge in der Schule.

00:27:05: Erneut wurden Misshandlungen vermutet.

00:27:08: Lehrerinnen und weitere Fachkräfte zeigten sich besorgt, meldeten immer wieder sichtbare Verletzungen des Kindes.

00:27:16: Doch unerfolg.

00:27:18: Am Abend des zehnten Januar, zwei-tausendsechs, eskalierte dann die Gewalt im Zuhause der Siebenjährigen.

00:27:25: Auslöser waren ein verschütteter Joghurt und ein kaputter Drucker.

00:27:30: Ihr Stiefvater Cesar Rodriguez geriet darüber in Wut und behauptete, beides sei nix Mary's Schuld gewesen.

00:27:38: Er fühlte sich von dem Mädchen provoziert und schlug es zuerst mit Fäusten und dann mit einem dicken Ledergürtel.

00:27:45: Als Nächstes schlug er ihren Kopf gegen die Badewanne und übergoss sie mit kalten Wasser.

00:27:51: Nix Elis Nick's Mary's Mutter war Augenzeugin dieser unbegreiflichen Tat, griff jedoch nicht ein.

00:27:59: Nach der Tat sollen sowohl Nick Salis als auch Cesar sich geweigert haben, ihr medizinische Hilfe zukommen zu lassen.

00:28:07: Nick's Mary stabschließlich am elften Januar, an den Folgen dieser Misshandlungen.

00:28:13: Als Todesursache wurde später ein Brauma am Kopf kombiniert mit fortschreitender Atemdepression genannt.

00:28:21: Als wäre das nicht schon grausam genug, kamen nach der Tat noch weitere schreckliche Dinge ans Licht, die möchten wir hier jetzt aber nicht weiter nennen.

00:28:29: Nach ihrem Tod wurden die Mutter und der Schiefvater jeweils wegen Mordes, genauer gesagt wegen Second Degree Murder sowie Kindesgefährdung, angeklagt.

00:28:39: Im Verlauf des Gerichtsverfahrens ergaben sich zahlreiche Beweise.

00:28:44: Die Polizei fand DNA-Spuren von Nick's Mary an Cesar's Gürtel, Fotos des Missbrauchs aus der Wohnung, medizinische Gutachten, Aussagen von Lehrkräften und Mitarbeiterinnen der Schule sowie Videoaufnahmen.

00:28:57: Am achtzehnten März, zwei tausend acht, wurde César schließlich für vorsätzliche Tötung ersten Grades, First Degree Manslaughter sowie weitere Anklagen verurteilt.

00:29:08: Er erhielt eine Freiheitsstrafe von fünfundzwanzig Jahren.

00:29:11: In einem Parallelenverfahren wurde auch Nix Marys Mutter, Nixely Santiago angeklagt.

00:29:17: Ihr wurde vorgeworfen, nicht eingegriffen zu haben und damit Mitschuld zu tragen, durch Unterlassung.

00:29:24: Während des Prozesses argumentierte die Verteidigung, Santiago sei selbst Opfer häuslicher Gewalt gewesen und habe nicht gewusst, wie Ernst nix Marys Lage gewesen sei.

00:29:34: Die Anklage entgegen zeigte auf, dass sie bewusst die Hilfe rufe ihres eigenen Kindes ignorierte und weg sah als dieses Lit.

00:29:42: Die Jury befand die Mutter für schuldig, und obwohl sie nicht wegen Mordes zweiten Grades verurteilt werden konnte, wurde ihr vorgeworfen, durch unterlassene Hilfeleistung Verantwortung zu tragen.

00:29:53: Außerdem soll sie an den Misshandlungen beteiligt gewesen sein.

00:29:57: Und sie soll ihre Tochter auch hungern lassen haben.

00:30:00: Am zwölften November, zwei Tausend acht, wurde sie zu einer Haftstrafe von dreiundvierzig Jahren verurteilt.

00:30:07: Später wurde das Strafmaß reduziert auf dreiunddreißig bis sechsunddreißig Jahre.

00:30:12: Ja, und wir haben auch noch einen weiteren Beispielfall, den wir kurz nennen wollen, bevor wir ja auf das theoretische so ein bisschen mehr eingehen.

00:30:20: Im Juni, im Jahr Jahr zwanzig kam die zweijährige Isabella Jones-Wheedon in Ipswich auf grausame Weise ums Leben.

00:30:28: Bis kurz zuvor galt sie als gesundes und gut betreutes Kind.

00:30:32: Doch als Gott Jeff, der neue Partner ihrer Mutter, Chacy, gließen Mitchell in ihr Leben trat, änderte sich alles.

00:30:39: Nur wenige Wochen nach Beginn der Beziehung begannen die Misshandlungen, die sich stetig steigerten.

00:30:44: Am sechsundzwanzigsten Juni, zwei tausendtreiundzwanzig, erlitt Isabella dann schließlich tödliche Verletzungen.

00:30:51: Beide Handgelenke waren gebrochen, ihr Becken hatte einen komplizierten Trümmerbruch und am ganzen Körper fanden sich massive Weichtalschäden.

00:31:00: Bei der Obduktion stellte man fest, dass sie an einer Knochenmark embollischt habe, ausgelöst durch die Schwere der Brüche.

00:31:06: Anstatt Hilfe zu rufen, ließen die Mutter und ihr neuer Partner das Kind sterben und gingen anschließend so weit, und das ist jetzt echt ziemlich grausam, also gerne noch mal skippen, wenn ihr das jetzt nicht hören möchtet.

00:31:18: Sie gingen nämlich so weit, ihren Leichnam tagelang in einem Buggy durch Epswich zu fahren.

00:31:23: Überwachungskameras dokumentierten, wie sie damit zu einem Papp, in Geschäfte und zu einer Tankstelle gingen.

00:31:29: Isabellas Leichnam lag unterdessen mit Decken bedeckt im Wagen, während die beiden so taten, als sei alles normal.

00:31:36: Schließlich stellten sie den Kinderwagen in ihrem Badezimmer ab, wo die Polizei den Körper später fand.

00:31:42: Noch erschütternder war, dass Gleason Mitchell das Geschehen nicht nur hinnahm, sondern aktiv vertuschte.

00:31:49: In einer Nachricht an eine Freundin schrieb sie, Isabella sei bereits vor Tagen gestorben und ihr Leichnam befinde sich im Buggy im Badezimmer.

00:31:56: Sie fügte hinzu, man könne die Polizei nicht rufen, da die sichtbaren Verletzungen Fragen aufwerfen würden, und äußerte sogar, man könne das Kind einfach begraben.

00:32:06: Erst durch das Eingreifen dieser Freundinnen wurden die Behörden alarmiert.

00:32:10: Vor Gericht ergab sich ein klares Bild.

00:32:13: Der neue Freund der Mutter hatte das Kind brutal misshandelt und letztlich ermordet, während die Mutter tatenlos zusah.

00:32:20: Die Jury befand ihn des Mordes verschuldig, wofür er eine Strafe von sechsundzwanzig Jahren erhielt.

00:32:26: Gließen Mitchell wurde zwar nicht wegen Mordes, aber wegen der Verursachung oder Duldung des Todes sowie wegen Kindesmisshandlung verurteilt und erhielt zehn Jahre Haft.

00:32:35: Damit machten die Richter unmissverständlich deutlich, dass nicht nur der Täter, sondern auch das Versagen der Mutter verantwortlich für Isabellas Tod war.

00:32:44: Ja, wir haben jetzt drei verschiedene Fälle, die sich in ihrem Kern allerdings ähneln.

00:32:49: Das leibliche Kind einer Mutter auf der einen Seite und ein Stiefvater oder neuer Partner der Mutter auf der anderen Seite, der das Kind tötet, woraufhin die Mutter den Mann nicht anzeigt, sondern ihn schützt und die Tat sogar zu vertuschen versucht.

00:33:03: Wir möchten jetzt herausfinden, wie es dazu kommt.

00:33:05: Alles, was wir im Folgenden sagen, soll aber in keinster Weise eine Entschuldigung für die Tat sein.

00:33:10: Wir möchten nur beleuchten, wie es sein kann, dass Eltern so agieren wie in diesen drei Fällen.

00:33:15: Grundsätzlich muss man dazu erst mal sagen, natürlich können sich solche Verbrechen auch in einer anderen Konstellation ereignen.

00:33:22: Nämlich in Familien, in denen der leibliche Vater noch mit der Kindsmutter zusammen ist.

00:33:26: Faktisch ist es aber so, dass Gewalt gegen Kinder bis hin zum Tod viel häufiger vom Stiefvater als vom Kindsvater ausgeht.

00:33:34: Dazu gibt es auch Studien.

00:33:35: Zum Beispiel im Zusammenhang mit dem Bericht Child Homicides by Stepfathers and Replication and Reassessment of the British Evidence aus Großbritannien.

00:33:44: Hier wird angegeben, dass für kleine Kinder unter fünf Jahren das Risiko vom Stiefvater getötet zu werden, sechzehnmal höher ist als das vom leiblichen Vater getötet zu werden.

00:33:54: Aber warum ist das so?

00:33:56: Das liegt laut wissenschaftlichen und psychologischen Erkenntnissen an verschiedenen Gründen.

00:34:02: Erstens, ein leiblicher Vater hat von Geburt an eine Verbindung zu seinem Kind.

00:34:07: Zumindest sollte das im Idealfall so sein.

00:34:10: Bei einem Stiefvater allerdings fehlt dieses Gefühl oftmals.

00:34:15: Das Kind ist für ihn nicht in Anführungsstrichen Teil von mir, sondern eher in Anführungsstrichen Teil der Frau, mit der ich jetzt zusammen bin.

00:34:24: Dadurch ist die Hemmenschwelle grob oder sogar gewalttätig zu werden niedriger.

00:34:29: Und hier spricht man auch vom sogenannten Cinderella-Effekt.

00:34:34: Ich glaube, diesen Effekt hatten wir auch schon mal im Zusammenhang mit der Folge über S über den Jungen, der so schlimmes handelt worden ist.

00:34:43: Das geht eben zurück auf Cinderella oder Aschenputtel, die ja von ihrer Stiefmutter so schlecht behandelt worden ist.

00:34:49: Doch es geht noch weiter.

00:34:51: Es heißt auch... Unter anderem entsteht das Gewaltpotenzial auch deswegen, weil es gerade bei Männern mit einem niedrigen Selbstwert zu Eifersucht gegenüber dem Kind kommen kann.

00:35:02: Und dadurch kommen wir auch schon zum zweiten Punkt.

00:35:05: Neue Partner wollen oft die Nummer eins im Leben der Mutter sein.

00:35:10: Und ein Kind steht ihnen dabei manchmal im Wege.

00:35:13: Ein Kind braucht Aufmerksamkeit, macht in ihren Augen nur Stress, erinnert vielleicht sogar an den Ex.

00:35:19: In solchen Situationen kann ein Stiefvater das Kind bewusst oder unbewusst als Störfaktor sehen.

00:35:26: Ein dritter Punkt kann die Überforderung sein, eine Überforderung, die in Aggressionen ausarten kann.

00:35:33: Manche Stiefväter rutschen in eine Rolle, die schwer zu füllen ist.

00:35:37: Sie sollen irgendwie Papa sein, haben aber keine Verbindung zu dem Kind.

00:35:42: Und wenn dann noch Alltagsstress, finanzielle Sorgen oder Konflikte mit dem Ex-Partner dazukommen, kann die Situation leichter eskalieren.

00:35:51: Und nochmal kurz zur Erinnerung, es geht hier nicht um alle Stiefväter, sondern es geht um Stiefväter, die gewalttätig werden.

00:35:58: Und da haben wir recherchiert, wie es eben zu diesen Gewalttaten kommen kann.

00:36:02: Das soll allerdings auch keine Entschuldigung sein, sondern einfach nur, dass ein bisschen besser beleuchten, damit wir alle ein bisschen mehr verstehen, was dahinter steckt.

00:36:10: Aber darum soll es hier ja auch nur am Rande gehen, wir wollen ja heute eigentlich beleuchten, wie es dazu kommt, dass eine Mutter quasi die Seiten wechselt.

00:36:20: Dass sie also nicht mehr versucht ihr Kind zu schützen, dass diese Mutter-Kind-Bindung irgendwie gestört wird, sondern dass sie ihren neuen Partner schützt.

00:36:29: Und zwar vor einer Strafe.

00:36:31: Das heißt, der Partner wird gewalttätig dem Kind gegenüber und die Mutter deckt diese Person.

00:36:36: Oder wird sogar mitgewalttätig.

00:36:39: Und wir haben uns da gefragt, wie kann es dazu kommen?

00:36:42: Und das schauen wir uns jetzt mal genauer an.

00:36:45: Einmal vorweg gilt zu sagen, Männer, die kleinen Kindern gegenüber gewalttätig sind, sind es oft auch ihren Partnerin gegenüber oder anderen vermeintlich schwächeren Personen.

00:36:57: Und es kommt häufig vor, dass die Frauen Angst vor den Männern haben.

00:37:01: Teilweise bangen sie um ihr eigenes Leben und damit wird begründet, dass sie erstens deswegen den Missbrauch des Kindes auch geschehen lassen, Und zweitens sogar bei der Vertuschung helfen.

00:37:13: Selbst wenn es zum Äußersten kommt.

00:37:15: Aber das reicht uns nicht.

00:37:17: Wir möchten das einmal aufschlüsseln.

00:37:20: Wie kommt es, dass Frauen sich grundsätzlich manchmal nicht aus gewalttätigen Beziehungen lösen können?

00:37:26: Oft wird die Frage bei häuslicher Gewalt laut, warum geht sie nicht einfach zur Polizei, warum geht sie nicht einfach ins Frauenhaus?

00:37:33: Aber wenn das alles so einfach wäre, dann würde es kaum immer noch unzählige Frauen geben, die unter häuslicher Gewalt leben.

00:37:39: Oft ist es so, dass die Polizei nur ganz kurzfristig helfen kann und zum Beispiel das Paar trennen kann, aber sie können man ja nicht direkt für Jahre wegsperren.

00:37:47: Und so haben die Frauen oft Angst, dass wenn sie reden, danach alles nur noch schlimmer wird.

00:37:52: Auch Frauenhäuser können nur temporär helfen und sind in vielen Ländern gnadenlos überfordert.

00:37:58: Dazu kommt bei vielen Frauen auch ein Schamgefühl, das manchmal zur Selbstverleugnung führt.

00:38:03: Die Gewalt wird verdrängt, und das ist schon schlimm genug, wenn sie sich nur gegen die eigene Person richtet.

00:38:09: Aber es gibt eben auch Fälle, da findet diese Verdrängung auch statt, wenn es um das eigene Kind geht.

00:38:14: Das heißt dann, die Gewalt nur oder auch gegen das Kind gerichtet wird.

00:38:18: Und hier wird es mit dem Verständnis natürlich schwer, ist ja ganz klar.

00:38:22: Da denkt man sich als Mutter, sollte man noch einen Schutzinstinkt dem Kind gegenüber haben, der stärker ist als Schamgefühl und Angst.

00:38:28: Aber das ist halt leider nicht immer der Fall, wie die Fälle, die wir hier beschrieben haben, ja auch gezeigt haben.

00:38:33: Dazu kommen Abhängigkeitsverhältnisse.

00:38:35: Manche Frauen sind von den Partnern finanziell abhängig und längst nicht in allen Ländern ist das soziale Netz so dicht wie bei uns.

00:38:41: Sie haben Angst, auf der Straße zu landen.

00:38:44: Nehmen daher alles Mögliche hin, bis es dann zu spät ist.

00:38:48: Ein großer und wichtiger Faktor ist aber auch emotionale Abhängigkeit.

00:38:53: Viele Frauen, die bei gewalttätigen Männern landen, hatten auch vorher schon gewalttätige Partner.

00:38:58: Um die Gründe dafür zu erklären, müssten wir es psychologisch richtig tief einsteigen, daher nur ganz knapp, wer schon in der Kindheit Gewalt, Vernachlässigung oder unsichere Bindungen erlebt hat, empfindet toxische Dynamiken später oft als vertraut und verwechselt dieses Gefühl mit Nähe.

00:39:13: Dazu kommt häufig ein geringes Selbstwertgefühl, dass die Überzeugung nähert man verdiene keine bessere Behandlung oder finde ohnehin keinen anderen Partner.

00:39:22: Manche entwickeln auch eine Art Retter-Fantasie.

00:39:25: Die Hoffnung, einen schwierigen Mann durch Liebe und Fürsorge ändern zu können und dadurch ihr eigenes Selbstwertgefühl aufzuwerten.

00:39:33: Gleichzeitig sorgt die Angst vor Einsamkeit dafür, dass Frauen sich an solche Beziehungen klammern.

00:39:39: Außerdem kommt es nach Gewaltausbrüchen häufig zu sogenannten Love-Bombing.

00:39:44: Phasen extremer Harmonie, die die Frauen glauben lassen, dass sie doch noch die glückliche Beziehungen bekommen, die sie sich gewünscht haben.

00:39:51: Dadurch trudeln viele Frauen in eine Abwärtsspirale der Gewalt in der nicht nur sie selbst betroffen sind, sondern auch ihre Kinder.

00:39:59: In solchen Beziehungen verschiebt sich oft der Blick auf die Realität und die Verantwortung.

00:40:04: Der Partner wird trotz seiner Gewalttätigkeit als wichtigster Halt erlebt, während das Kind zunehmend als Belastung wahrgenommen wird.

00:40:12: Besonders dann, wenn der spätere Täter das Kind ablehnt oder als Konkurrenz um die Aufmerksamkeit der Mutter betrachtet, geraten die Frauen in einen massiven Loyalitätskonflikt.

00:40:22: Um dem Partner nicht zu verlieren, neigen manche dazu, Gewalt klein zu reden oder ganz auszublenden.

00:40:27: Sie verdrängen Anzeichen von Misshandlung, rechtfertigen das Verhalten, beispielsweise mit, er war gestresst oder das Kind war schwierig und stellen die Partnerschaft über das Wohl des Kindes.

00:40:38: Wenn zusätzlich Abhängigkeit, Angst und Scham dazu kommen, etwa die Furcht allein dazustehen, finanziell nicht klarzukommen oder vom Umfeld als schlechte Mutter verurteilt zu werden, verstärkt sich das Schweigen.

00:40:49: Aus diesem Schweigen wird da nicht selten aktives Decken des Täters.

00:40:53: Verletzungen werden vertuscht, Ausreden erfunden und Hilfe von außen wird abgeblockt.

00:40:59: Im schlimmsten Fall kann diese Dynamik so weit gehen, dass selbst schwerste Gewalt bis hin zum Tod des Kindes ertragen oder verschwiegen wird.

00:41:06: Dieses eigentlich unfassbare Handeln ist dann das Ergebnis eines psychischen Teufelskreises aus Abhängigkeit, Angst, Selbsttäuschung und der verzweifelten Hoffnung, wenigstens die Beziehung zum Partner aufrechtzuerhalten.

00:41:20: Aber auch hier nochmal, das sollen die Taten auch die der Frauen natürlich nicht entschuldigen.

00:41:24: Und das tun auch die Gerichte nicht, wie wir zum Beispiel erkennen, wenn wir uns nochmal den Fall Nix Mary Brown ansehen.

00:41:30: In jedem Fall, dass es ja so, dass im Prozess wie vorhin schon kurz erwähnt herauskam, dass ihre Mutter die Misshandlungen nicht nur geschehen lassen hat, sondern teils auch aktiv daran beteiligt war.

00:41:40: Sie soll auch schlecht über ihr Kind geredet und gesagt haben, ihre kleine Tochter wäre teuflisch.

00:41:44: Ja klar, ein kleines Kind teuflisch mit Sicherheit.

00:41:48: Next Mary war auch unterernährt und gegen Next Alice ebenfalls nichts unternommen hat.

00:41:53: Stattdessen hat sie die kleine manchmal in der Wohnung an einen Stuhl gefesselt, um ihre Ruhe vor ihr zu haben.

00:41:59: Vor Gericht kam er dann heraus, dass Nixely selbst Gewalterfahrungen hatte, dass sie seit ihrer Jugend mit wechselnden Männern insgesamt sieben Kinder bekommen und sich immer komplett von den Männern abhängig gemacht habe und nie ein wirklich eigenständiges Leben geführt habe.

00:42:14: Nach einer Gewaltattacke von Nix-Marys Stiefvater soll sie eine Fehlgeburt erlitten haben, lieb aber trotzdem bei ihm.

00:42:20: Wir finden hier also jede Menge von den Mustern, die wir vorhin beschrieben haben.

00:42:25: Im Fall von Isabellas Mutter, also der Mutter des kleinen Mädchens, das Tod im Kinderwagen umhergefahren wurde, zeigen sich auch Auffälligkeiten.

00:42:35: Sie wurde mit ADAS diagnostiziert, wies selbstverletzendes Verhalten auf und hatte einige Suizidversuche hinter sich.

00:42:44: Auch wenn das eigentlich klar ist, natürlich sind nicht alle Menschen mit so einer Diagnose zu solchen Taten fähig, das ist ja ganz klar.

00:42:52: Aber wenn wir die Hintergründe von Chelsea, das ist der Name der Mutter, aufrollen, dann müssen wir das hier erwähnen.

00:42:59: Gemeinsam mit ihrem Partner hat sie ein unstehtes Leben, wohnte teilweise in Hotels oder in Wohnwagenparks.

00:43:07: Es gibt allerdings keine Hinweise darauf, dass ihr Partner auch sie misshandelt hat.

00:43:12: Die Gewalt soll sich in diesem Fall ausschließlich gegen die kleine Isabella gerichtet haben.

00:43:18: So haben wir es hier wahrscheinlich eher mit einer Frau mit einem niedrigen Selbstwert zu tun, die sich emotional von ihrem Partner abhängig gemacht hat.

00:43:27: Die das Leid ihrer Tochter deswegen ignoriert hat, solange bis es zu spät war.

00:43:32: Über Chantela Greyham, die Mutter von Ann Mary aus Alaska, gibt es leider nur wenige Infos.

00:43:39: Warum hat sie ihren Partner geschützt und Ann Mary's Todzeitweise sogar auf sich genommen?

00:43:45: Sie hat ja angegeben, von ihrem Partner unter Druck gesetzt worden zu sein.

00:43:50: Möglicherweise hat der psychische Gewalt gegen sie angewendet.

00:43:54: Das wissen wir allerdings nicht.

00:43:56: Wir können also in diesem Zusammenhang wirklich nur vermuten, was es heißt, dass sie von ihm unter Druck gesetzt worden ist.

00:44:02: Also es kann natürlich einerseits durch Gewalt sein, andererseits kann es aber auch sein, dass er sie durch irgendetwas in der Hand hatte, dass er sie irgendwie erpresst hat oder so.

00:44:12: Vielleicht hat sie das aber auch später nur gesagt, weil sie sich vielleicht selber dafür geschämt hat, dass sie ihn in Schutz genommen hat oder vielleicht wurde der Druck auch einfach zu groß, also der öffentliche.

00:44:22: Man weiß es in ihrem Fall nicht und das ist umso frustrierender.

00:44:26: Wir hoffen aber, dass wir euch in den anderen Fällen zumindest ein paar Erklärungsansätze liefern konnten, wie es zu solchen schrecklichen Taten kommen

00:44:34: kann.

00:44:35: Zum Schluss wollen wir aber noch eine wichtige Frage klären.

00:44:39: Und zwar, was kann man tun?

00:44:41: Und es ist nämlich immer wichtig, euch nach so schrecklichen Folgen nicht einfach so wieder raus in die Welt zu lassen, sondern euch vielleicht auch etwas an die Hand zu geben.

00:44:50: Ein paar Tipps, wie man vielleicht reagieren kann, wenn man etwas in der Art beobachtet, also Gewalt gegen andere.

00:44:57: Verangehörige und Freunde ist es oft schwer auszuhalten, wenn sie spüren, dass eine Frau in einer Gewaltbeziehung feststeckt und vielleicht sogar, dass ihre Kinder gefährdet sind.

00:45:07: Doch gerade das nahe Umfeld kann einen wichtigen Unterschied machen.

00:45:12: Der erste Schritt ist, aufmerksam hinzuschauen und Wahnsignale ernst zu nehmen, auch wenn der Betroffene abwiegelt oder Ausreden erfindet.

00:45:22: Statt Vorwürfe zu machen oder zu fragen, warum gehst du nicht einfach, braucht es empathische Gespräche, die vermitteln, ich sehe dich, ich glaube dir und ich bin für dich da.

00:45:34: Frauen in solchen Situationen fühlen sich oft isoliert und schämen sich.

00:45:38: Darum ist es entscheidend, Vertrauen zu schaffen, ohne Druck auszuüben.

00:45:43: Gleichzeitig kann konkrete Unterstützung helfen, etwa Informationen über Hilfsangebote, die Begleitung zu Beratungsstellen oder im Notfall das Einscheiden von Polizei und Jugendamt.

00:45:56: Wichtig ist es, die Frau nicht alleine zu lassen, sondern geduldig an ihrer Seite zu bleiben, auch wenn sie wiederhol zum Täter zurückkehrt.

00:46:03: Das ist nämlich leider öfter so.

00:46:05: Doch wenn Kinder im Spiel sind, kann und darf man auch nicht ewig Geduld haben.

00:46:10: Gerade Kinder haben keine eigene Stimme, daher sollten Angehörige, sobald Anzeichen von Misshandlung auftauchen, nicht zögern, Hilfe einzuschalten.

00:46:20: Auch gegen den Widerstand der Mutter, denn wir haben ja heute gehört, dass die auch nicht immer ganz richtig agiert in so einer Situation, im Gegenteil.

00:46:28: Leider gibt es immer noch genug Fälle, bei denen auch das Aufmerksamachen von außen das Schlimmste nicht verhindern kann.

00:46:34: Das haben unsere heutigen Beispiele ja zum Teil gezeigt.

00:46:38: Trotzdem darf man nicht resignieren, wenn man mitbekommt, dass ein Kind Opfer von Gewalt wird und sollte zumindest versuchen zu helfen, damit sich solche Fälle wie die von Anne-Mary, Nix-Mary, und Isabella hoffentlich irgendwann nicht mehr wiederholen.

00:46:53: Ja, jetzt haben wir über die Frauen gesprochen, aber was kann man tun, wenn man merkt, dass mit einem Kind im eigenen Umfeld etwas nicht stimmt?

00:46:59: Also vielleicht bei einem Kind in der Kita-Gruppe, in die auch das eigene Kind geht, bei Freunden, in der Nachbarschaft, oder falls man selbst als Erzieherin oder Erzieher oder als Lehrerin oder Lehrer tätig ist, auch bei den Kindern, die man betreut.

00:47:12: Wenn man das Gefühl hat, ein Kind könnte gewalt ausgesetzt sein, gibt es zum Glück einiges, was man tun kann.

00:47:18: Ein erster Schritt kann sein, sich anonym und vertraulich beraten zu lassen.

00:47:22: Zum Beispiel beim Kinder- und Jugendtelefon, der Nummer gegen Kummer, das ist die elf, einen sechzig, elf.

00:47:28: Oder beim Hilfe-Telefon für Eltern, der zero acht hundert, hundert, elf, null, fünf, fünf, null.

00:47:34: Dort bekommt man Tipps, wie man die Situation einschätzt und was man konkret tun kann.

00:47:38: Wenn der Verdacht bleibt oder stärker wird, kann man sich an das örtliche Jugendamt wenden.

00:47:44: Dort gibt es Fachleute, die genau für solche Fälle da sind.

00:47:47: Man kann seine Beobachtungen schildern, muss keine Beweise haben und darf auch anonym bleiben.

00:47:52: Wenn es um akute Gefahr geht, also wenn ein Kind direkt bedroht oder verletzt wird und man das mitbekommt, dann ist der Notruf ein, seins, null der einzige richtige Weg.

00:48:01: Wichtig ist, man muss nicht sicher wissen, was im Zuhause des Kindes passiert.

00:48:05: Es reicht erst mal seine Sorgen zu teilen.

00:48:08: Die Fachstellen prüfen dann, was los ist und ob ein Kind geschützt werden muss.

00:48:12: Ja, und ich würde sagen, damit sind wir dann auch durch.

00:48:14: Ja, würde ich auch sagen, also ich habe jetzt auch nicht irgendwie... Noch das Bedürfnis zu einem Nachgespräch ist einfach schlimm.

00:48:22: Ja, wenn ihr möchtet, folgt uns gerne bei Instagram, Motorzwei.Truegram Podcast.

00:48:29: Diesmal haben wir allerdings keine Fotos für euch.

00:48:31: Also wir möchten euch keine Fotos der Kinder zeigen.

00:48:33: Wir können euch Bilder von dem Ohr zeigen, über den wir am Unterbahn gesprochen haben.

00:48:37: Das war dann aber auch alles.

00:48:38: Aber wenn ihr möchtet, folgt uns gerne trotzdem natürlich auch auf den Podcastportalen und bei YouTube und so.

00:48:43: Ja, ansonsten bleibt uns noch zu sagen, bis zur nächsten Woche.

00:48:45: Passt auf euch auf und wir hören uns dann wieder.

00:48:48: Zu unserer Jubiläumsfolge, dann gibt es uns nämlich schon

00:48:51: ein Jahr!

00:48:52: Genau, wer hätte das gedacht, dass es so schnell vergeht, aber es ist schon soweit.

00:48:55: Also, dran

00:48:56: bleiben!

00:48:57: Bis dann, tschüss!

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